Textauszug aus dem Buch „Stadt Haag“ mit freundlicher Genehmigung des Autors Johann Hintermayr
Bildnachweis: Foto Cisar, Archiv: Pfarrer Magister Karl Schlögelhofer
Der Diözesanseelsorger der Katholischen Jugend, Leopold Etlinger, geboren 1927 in Euratsfeld, wurde mit 15. Jänner 1966 zum Pfarrer von Haag ernannt. Seit 1979 war Konsistorialrat Leopold Etlinger auch Dechant des Dekanates Haag.
Msgr. Johann Pragerstorfer, der am 13. März 1970 im 78. Lebensjahr starb, überließ infolge seiner betagten Jahre die anstehende Kirchenrestaurierung gerne einem jüngeren Pfarrer. Er sagte 1965 vor seiner Pensionierung: "Mein Nachfolger erbt wohl einen geordneten Haushalt, er übernimmt aber auch eine große Bürde“. Pfarrer Leopold Etlinger brachte mit seinen 39 Jahren alle Voraussetzungen mit, die zur Umsetzung der Erkenntnisse im Sinne eines neuen Kirchenverständnisses notwendig waren.
Er ging zielstrebig daran, das Innere der Kirche umfassend zu restaurieren und grundlegend umzugestalten. Für Etlingers Programm waren die Hervorhebung der architektonischen Raumstruktur und die Neuordnung der liturgischen Orte (Altar, Ambo, Tabernakel) nach dem Verständnis des Zweiten Vatikanums (1962 bis 1965) wesentliche Grundsätze. Die künstlerische Gestaltung und Ausführung von Tabernakel, Kreuzweg, Taufsteindeckel, Kreuz und Altarmensa ("Volksaltar"), übernahm der Linzer Bildhauer Peter Dimmel.
Neben der gänzlichen Entfernung der neugotischen Einrichtung - es verblieben lediglich die sechs Glasgemälde im Altarraum - musste auch das barocke Oratorium ("Grafenkapelle") zugunsten des Musikchores weichen. Dadurch ergaben sich günstigere Möglichkeiten für große kirchenmusikalische Aufführungen. Die neue Situierung des Orgelprospektes gab das vorher verstellte Westfenster wieder frei. Die bei der Barockisierung vorgezogenen Emporen erachtete man nicht mehr für notwendig, und der am nördlichen Ende des Langhauses zur Empore führende äußere Aufgang wurde geschlossen.
Die von Höllrigl neben dem Altarraum errichtete Lourdeskapelle, damals für viele ein stiller Andachtsraum nach dem Kommunionempfang, wurde zur Sakristei umgebaut. Es war verständlich, dass Dechant Etlinger mit seinen durchgreifenden Veränderungen nicht einhellige Zustimmung fand. Die Umgestaltung eines mittelalterlichen Kirchenraumes im Stilgefühl der sechziger Jahre konnte eben nicht kritiklos und ohne Widerspruch erfolgen. Unbestritten ist, dass durch Restaurierung und Neuordnung wesentlich bessere Voraussetzungen für eine gemeinschaftliche Eucharistiefeier geschaffen wurden. Darüber hinaus tritt nun die gotische Architektur noch deutlicher hervor.